Die Geschichte der KGA Mariengrund

Wie unsere Anlage entstand

Im 19. Jahrhundert war dort, wo sich unsere heutige Kleingartenanlage Mariengrund befindet, noch ein dichter Wald – die Cöllnische Heide. Die Stadt Berlin entschied sich jedoch aus finanziellen Gründen dafür, den größten Teil dieses Waldes zu fällen, bis nur noch ein winziger Rest übrig blieb, nämlich der Schlesische Busch und der Treptower Park. Im Jahr 1906 wurde er dann durch den Bau des Britzer Zweigkanals durchschnitten.

Schon bald begannen die ersten eifrigen Laubenpieper, ihre kleinen Parzellen in dem neu entstandenen Brachland anzulegen. So entstand die Kolonie „Marienthal“, benannt nach der nahegelegenen Marienthaler Straße. Auf dem vorderen Teil befand sich der Fuhrpark des Unterförsters Ernst (nach dem die heutige Ernststraße in Baumschulenweg benannt wurde). Doch der Platz des Fuhrparks wurde durch das Verschwinden des Waldes überflüssig, und an seiner Stelle trafen sich dort oft die Sinti und Roma. Daher nannte man diese Gegend im Volksmund „Zigeunergrund“.  Kurz nach dem 1.Weltkrieg, am 23.Oktober 1919, wurde daraus dann eine weitere Anlage gegründet. So bestanden die beiden Anlagen „Marienthal“ und „Zigeunergrund“ nebeneinander.

Während der Nachkriegszeit und der Inflation waren die Gärten notwendig zum Überleben der Menschen. Der Anbau von Rüben, Kartoffeln, Kohl und Gemüse herrschte vor. Es wurden auch überwiegend einfache Hütten gebaut, die man oft nur zur Bewachung für das angebaute Obst und Gemüse nutzte. Aus Erzählungen von Max Schulz, der von 1919 bis 1983 Mitglied auf der Anlage Marienthal/ Mariengrund war, wurden die besseren Gebäude als Lehmhäuser mit Holzgerüst, aber oft ohne Fundament und Gründung errichtet. Die letzten dieser Gebäude befinden sich auf der Parzelle 20 und Parzelle 24 (erbaut von Max Schulz).

Der Grundstoff Lehm wurde auf der Anlage selbst gewonnen (auf dem vorderen Vereinsplatz und den Parzellen 20 und 21). Auf den beiden Parzellen wurde der Lehm in Etagen bis zu 10 Meter Tiefe abgebaut. Bis in die 30erJahre und teilweise auch später wurden für die damalige Zeit gute Lauben gebaut und somit nahm auch die Anzahl der Dauerbewohner zu. Dann kam das Jahr 1933 und es gab die Aufforderung der neuen Machthaber, die Kleingartenanlagen unverzüglich umzubenennen. So wurde aus den Anlagen „Zigeunergrund“ und „Marienthal“ der neue Name „Mariengrund“ gebildet.

Als noch die Treidelbahn fuhr
 

Zu dieser Zeit fuhr auf beiden Seiten des Kanals eine Treidelbahn. Eine kleine Elektrolok zog die Lastkähne durch den Britzer Zweigkanal über den Teltowkanal bis zur Machnower Schleuse. Die Bahn fuhr teilweise noch bis Ende des 2. Weltkrieges und wurde dann durch Zerstörung und Diebstahl nicht mehr in Betrieb genommen. Schienen, Masten und Sockel fand man noch lange Zeit und manche Überbleibsel sind heute noch zu sehen.

Der Kanal war auf unserer Seite verbreitert, um eine Wendestelle für Schiffe und eine Umlademöglichkeit auf Fuhrwerke zu haben. Nach Auflösung der Ausladestelle wurde auch dieser Teil von der Anlage Mariengrund parzelliert. In den Gärten fand man lange noch Pflastersteine der Ladestraße. Durch die hinzu gewonnenen Flächen gab es bis zur Wende 3 unterschiedliche Pachtpreise pro Quadratmeter in der Kleingartenanlage. Bis zum Jahr 1943 gehörte auch die KGA Forsthausallee noch zu uns. Ab 1.1.1946 wurde die KGA Forsthausallee dann selbstständig mit eignem Vorstand.

Während des Zweiten Weltkrieges suchten immer mehr Kleingärtner Schutz vor den Bombenangriffen, indem sie zu Dauerbewohnern auf ihren Parzellen wurden. Manche waren bereits ausgebombt und hatten keine andere Wahl, als ihr Zuhause in den Kleingärten zu finden. Aber auch der Mariengrund blieb von den Bomben nicht ganz verschont. So wurden auf vielen Parzellen private Erdbunker gebaut, die teilweise heute noch zu finden sind. In Gesprächen mit damaligen Mitgliedern wurde berichtet, dass einige Lauben und Parzellen durch Bombeneinschläge beschädigt und zerstört wurden. Kurz vor Kriegsende wurden die Südostallee-Brücke und die Baumschulenbrücke gesprengt. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es noch einen Eingang zur Anlage in Höhe der Südostallee-Brücke.

Der zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren
Nach Kriegsende wurden die Gebäude in unserer Anlage mit Hilfe von Ruinensteinen wieder aufgebaut. Sie dienten den ausgebombten Mitgliedern und Flüchtlingen als Unterkunft. Zum Überleben wurde wieder Gemüse wie Kartoffeln und Rüben sowie Tabak angebaut. Auch Kaninchen, Hühner und Enten wurden gehalten. Aber all diese Erzeugnisse mussten vor allem nachts bewacht werden.
In den 50er Jahren wurde die Versorgung dann bereits etwas besser und es kamen erste Blumen und Rasen hinzu. 
Ende der 50er Jahre begann der Wohnungsbau in Baumschulenweg und Treptow und somit wurden viele Kleingartenanlagen aufgelöst. Die betroffenen Kleingärtner wurden möglichst auf die noch verbleibenden Anlagen umgesiedelt. Es kam der 13. August 1961: Berlin wurde geteilt und eine Grenzmauer gezogen, sodass die Mitglieder aus Neukölln, Britz und Kreuzberg nicht mehr auf ihre Parzellen konnten. Die Grundstücke wurden geschätzt, das Geld kam auf ein Sperrkonto und neuen Pächtern mit Pflegeverträgen übergeben. Viele der neuen Pächter kamen von Parzellen, die durch die Grenzziehung aufgelöst worden waren.